Blühende Wände & geschnitztes Wasser
Angelika Eggert experimentiert mit den vorgefundenen Formen und Strukturen, sowie mit Farbigkeiten. Ihre Arbeiten erscheinen auf den ersten Blick wie abstrakte, expressive Kompositionen, deren Formen und Farbschichten sich zu einem komplexen malerischen Kosmos zusammenschließen. Manche Motive sind der Natur entlehnt, oder entspringen dem fotografischen Gedächtnis. Gesehenes und Erinnertes verharrt, wie z.B. in den schwarzen kleinen Arbeiten mit der Alge, die in der Bretagne entstanden sind. Vordergründig setzt Angelika Eggert freie, assoziative Formen und lineare Strukturen zusammen und wählt dazu eine nuancierte Farbigkeit. Beim Drucken der Formen setzt sie eins zum anderen - figurative Elemente vor abstrakte Hintergründe, so dass mögliche Bilder im Kopf entstehen - , wie die vom fließendem Wasser oder bewegtem Gras. Körperliche Arbeit - sie druckt mit Händen oder sogar mit ihren Füßen steckt hinter jeder dieser Werke. Jedesmal entsteht etwas Neues. Bei ihren Drucktechniken hat Angelika Eggert auch stets das Malerische im Auge oder wie sie es selbst formulierte ist es für sie wichtig, "in Malerei zu drucken" und "im Drucken zu malen". Oberflächen und Farbverläufe werden haptisch erfahrbar wie in pastoser Malerei.
Dr. Katja Schlenker
Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung
Blühende Wände & geschnitztes Wasser mit Simone Schroff am 14.11.09
Wandlungen - Verwandlungen
...bei Angelika Eggert verschmelzen die Technik der Monotypie und des Holzdruckes zu einer ausdrucksvollen Einheit. Dies zeigen z.B. die Reihe der Knospen: das Hintergrundmotiv ist eine Monotypie, darüber gelegt ist ein florales Motiv in Holzschnitttechnik. Die weichen, kreidigen Linien der Monotypie kontrastieren in besonderer Weise mit der spröden, kantigen Flächigkeit des Holzschnitts.
Wechselspiel und Gegengätze spielen in den Arbeiten von Angelika Eggert eine besondere Rolle.
Die Motive der Holzschnitte erkennen wir als überdimensionierte Knospen, die Hintergründe können über die gewählten Farben Assoziationen zu Jahres- oder Tageszeiten liefern; man kann an Entwicklung und Wachsen in Abhängigkeit von den unterschiedlichsten Umgebungen bzw. Gegebenheiten denken.
Angelika Eggerts Motive entstammen aus dem Alltag; obwohl sie keinem Detail- oder Abbildungsrealismus unterworfen sind, bleiben sie doch einem mit abstrakten Tendenzen durchzogenen Realismus verhaftet.
Kurz gesagt, man sieht, was gemeint ist.
Sie spürt auf, was uns alltäglich und selbstverständlich umgibt, überführt diese Dinge aber durch ihre Darstellungsweise in eine andere poetischere Realität und bringt sie uns dadurch neu ins Bewusstsein.
In einer weiteren Serie zeigt Angelika Eggert farbenfrohe, rhythmische Monotypien. Diese entstehen mithilfe von vorgefundenen alltäglichen Holzgegenständen. Alles, was Sequenz und Rhythmik hat, ist dabei interessant, z.B. Hölzer für Fuß bö den, Ikea-Weinregale, Paletten u.ä. In der künstlerischen Umseztung bieten diese rhythmischen Strukturen nun viel Raum für Assoziationen, vielleicht greifen sie auch Erinnerungen an Gesehenes auf, z.B. die Betonwand der alltäglich genutzten Garageneinfahrt.
Man muss sich also nicht fragen, was das alles darstellen soll: wenn man mit „offenen Augen“ unsere Umgebung sieht, wird man in diesen Bildern vieles wiedererkennen. Da wären dann noch die großformatigen Werke „Textur“ I und II, die uns mit konkreten Buchstaben zum „lesen“ einladen.
Was steht da, wollen wir sofort wissen. Aber das, was Verstand und Wissen aufnehmen können, bleibt in der
Schwebe, die Grenzen der Lesbarkeit sind erreicht.
Jeannette Petersen
Auszug aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung
Wandlungen - Verwandlungen mit Martina Kissenbeck am 17.12.05